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Konzentriertes Arbeiten während des Kurses „Ornamentdeckung“ in der Dachdeckerhalle der Handwerkskammer (HWK) Köln. Im Vordergrund die unterschiedlichen, sortierten Farbschiefer.

Konzentriertes Arbeiten während des Kurses „Ornamentdeckung“ in der Dachdeckerhalle der Handwerkskammer (HWK) Köln. Im Vordergrund die unterschiedlichen, sortierten Farbschiefer.

Es ist Januar 2018, für Dachhandwerker eine eher ruhige Phase. Außer für die 22 Teilnehmer der beiden Ornamentkurse der Handwerkskammer Köln. Dort traf man sich in zwei Gruppen in der Dachhalle an der Köhlstraße, um sein Können bis an die Grenzen auszutesten. Zwei von ihnen, Ieuan Williamson aus Wales und Christoph Schütz aus Österreich, hatten ohne Zweifel den längsten Anfahrtsweg.

Was treibt gestandene Dachdecker oder Spengler an, kleine Kunstwerke aus Schiefer zu zaubern? „Es ist wohl eine Mischung aus Begeisterung, Herausforderung und Wahnsinn“, erklärt Hans-Peter Koennecke, Initiator und Ausbilder der HWK Köln. Gemeinsam mit seinen Gastreferenten Martin Lorenz und DDM Uwe Bierbaum begleitet er die Neulinge und Wiederholungstäter bei dem ganz persönlichen Stresstest mit Formen, Farben und Formaten.

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Nach einer theoretischen Einführung zu den Grundlagen der Ornamenterstellung geht es in den praktischen Teil über. Hier fertigt jeder Teilnehmer sein eigenes Ornament an. Die Motive sind meist schon Monate vorher ausgesucht. Hans-Peter Koennecke skaliert die Vorlagen auf die spätere Ornamentgröße und überträgt sie anschließend auf zwei übereinanderliegende Musterbögen. Wenn die Kursteilnehmer in der Dachhalle ankommen, ist schon alles vorbereitet, und sie können sich voll und ganz auf die Umsetzung konzentrieren.

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Metallarbeiten zur Verschönerung der Ornamente wurde ebenfalls direkt vor Ort erledigt.

Mit viel Liebe zum Detail entstehen in fünf Tagen außergewöhnliche Bilder aus kleinen und großen Schiefersteinen. „Bei manchen kann man lange nicht erahnen, wie sie wirken, solange sie noch auf dem Arbeitstisch liegen“, verrät Hans-Peter Koennecke. Wie auch in den Jahren zuvor lieferte die Primero-Schiefer GmbH, Wermelskirchen, einen Teil des notwendigen Farbschiefers. Und was noch viel wichtiger ist, ein spezielles Schneidgerät, den Primero-Carver. Damit lassen sich schnell und zuverlässig unterschiedlichste Formen aus dem Schiefer schneiden. Auch wenn einige der Teilnehmer als echte Schiefer-Puristen nur mit Ornamenthammer und Haubrücke arbeiten, sind sie für bestimmte Details über die zusätzliche Unterstützung durch den Carver dankbar.

Diese fünf Tage sind immer auch Spiegelbild des „normalen“ Handwerkeralltags. Denn nach der anfänglichen Euphorie über ein neues Projekt stellt sich meist Mitte der Woche eine gewisse Ernüchterung ein: zu viel Detailarbeit für die Kürze der Zeit. Hier stehen dann DDM Uwe Bierbaum und Martin Lorenz nicht nur mit Rat, sondern vor allem mit Tat zur Seite. 

Offiziell enden die Kurse Freitags um 17.00 Uhr. Doch beide gingen dieses Jahr in die Verlängerung. Kurz vor der Tagesschau konnten auch die letzten Ornamente bestaunt und anschließend zum Transport verstaut werden. Schließlich nehmen die Handwerker ihre „Kunststücke“ nach dem Lehrgang mit nach Hause. Eine erste „Nagelprobe“ für die Ornamente. Dann zeigt sich, ob alle Steine auch ausreichend fixiert sind. 

Für die Fangemeinde in den sozialen Medien postet Hans-Peter Koennecke täglich die Fortschritte. Am Ende dann darf auch der offizielle Fotograf ran, und Bilder von den Ornamenten machen. Schließlich gibt es für jeden Kurs auch noch einen Wettbewerb im Netz: Die Schieferkunststücke mit den meisten Likes werden mit einer Überraschung für den „Künstler“ bedacht. Die Resonanz ist natürlich groß. Denn was da am Ende der beiden Wochen präsentiert wird, lässt so manchen Dachhandwerker staunen. Und weckt die Lust, selber auch mal einen der kommenden Kurse zu besuchen.

Für Schnellentschlossene besteht schon jetzt die Möglichkeit, sich für 2019 anzumelden. Die Kurstermine finden sich schon auf der Homepage der HWK Köln. Doch Vorsicht, so eine Teilnahme kann „süchtig“ machen.