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Teilansicht des Neubaus mit „bespielbarer“ begrünter Dachfläche.

Teilansicht des Neubaus mit „bespielbarer“ begrünter Dachfläche.

Kinder sind die Zukunft. Aber die beginnt in der Gegenwart. In Deutschland hat jedes Kind seit dem 1. August 2013 ab Vollendung des ersten Lebensjahres einen gesetzlichen Anspruch auf frühkindliche Förderung in einer Tageseinrichtung oder in Kindertagespflege. Denn ein gutes Betreuungsangebot für Kinder gilt als eine wichtige Voraussetzung, um Paaren die Entscheidung für ein oder für ein weiteres Kind zu erleichtern. Dabei geht es in erster Linie nicht nur um die Steigerung der Geburtenraten. Vielmehr bietet es gut ausgebildeten und qualifizierten Müttern und Vätern bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt.

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Ost-West-Gefälle

Wie das Statistische Bundesamt berichtet, wurden im März 2016 deutschlandweit insgesamt mehr als 2,7 Mio. Kinder unter sechs Jahren in einer Kindertageseinrichtung oder in Kindertagespflege betreut. In der Altersgruppe der unter drei-Jährigen waren es zum gleichen Zeitpunkt bundesweit 719 558 Kinder, was einer Betreuungsquote von 32,7 % entspricht. Deutliche Unterschiede gab es zwischen Ost und West. Denn während die Betreuungsquote in den westdeutschen Bundesländern bei 28,1 % lag, war sie in Ostdeutschland mit 51,8 % fast doppelt so hoch.

Große Herausforderungen

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Blick auf den rückseitigen Erdhügel des Kitaneubaus.

Gerade das gesetzlich verankerte Betreuungsangebot für unter drei-Jährige stellt viele Kommunen und Landkreise vor große Herausforderungen. Denn nicht immer steht der hohen Nachfrage nach Betreuungsangeboten auch ein entsprechendes Platzangebot gegenüber. Vielfach müssen vorhandene Kindertageseinrichtungen den neuen Anforderungen angepasst und damit auch baulich verändert werden. Gerade in Ballungszentren, in denen es naturgemäß eine höhere Nachfrage gibt, sind Erweiterungs- oder Neubauten schon aufgrund der räumlichen Situation nicht einfach zu realisieren. Hinzu kommen städtebauliche Faktoren, wie bei dem Ersatzneubau einer Kindertageseinrichtung in der Dresdener Innenstadt.

Innerstädtische Lage

Mit dem 2014 fertiggestellten Neubau wurden zwei vorhandene Kindertageseinrichtungen vereint und zusätzlich noch mehr Betreuungsplätze geschaffen. Auf zwei Etagen bietet die neue Einrichtung Platz für 200 Kinder, aufgeteilt in Kindergarten und Kinderkrippe. Entstanden ist der Ersatzneubau im Dresdner Barockviertel innerhalb eines vollständig sanierten Plattenbau-Blockrandes, in direkter Nachbarschaft zum „Goldenen Reiter". Zum begrünten „Innenhof" dieser Blockrandbebauung gehörte auch ein beträchtlicher Baumbestand, der über die Jahrzehnte zu einem parkähnlichen Areal angewachsen ist.  Aufgrund städtebaulicher Vorgaben wurde 2012 ein Ideenwettbewerb für die Planung des Kita-Neubaus ausgelobt. Aus den fünf eingereichten Vorschlägen ging der Entwurf von see architekten gmbh aus Dresden als Erstplatzierter hervor. 

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Der neu entstandene Park bietet einen ausgleichenden Gegenpol zu den dominierenden Plattenbauten im Stadtraum.

Grundidee des Entwurfes ist die Interpretation des Baukörpers als integrativer Bestandteil der durchgrünten Innenhofsituation. Anstatt den vorgefundenen Parkcharakter mit einem rechteckigen, runden oder sonstigen „klassischen" Baukörper zu schwächen, wurde der Neubau als natürliche und topografische Komponente in den Grünraum eingefügt. Der dadurch entstandene „bereinigte" Park wird zum Hauptthema des Innenhofs und bietet einen ausgleichenden Gegenpol zu den dominierenden Plattenbauten im Stadtraum. Der Neubau ist mit seiner begrünten Dachschale – quasi als hochgewölbter Waldboden – natürlicher Teil dieser Parklandschaft. So ordnet sich der geschwungene Baukörper homogen in die Freianlage ein und betont den parkähnlichen Charakter des Areals. Wie Bruchkanten einer geologischen Formation bilden die verglasten Fassaden eine Zäsur zur „glatten“ städtischen Eingangsseite an der Hauptstraße. Gleiches gilt für die nach Süden hin orientierten voll verglasten Aufenthaltsräume mit schützendem Dachüberstand.  Durch die großzügig verglasten Fassaden können die Kinder den „Wald“ mit über 20 Baumarten auch aus dem Innenbereich direkt miterleben.

Einfach mehr Platz

In dem neuen Gebäude stehen den Kindern auf rund 1300 Quadratmetern großzügige Spielflure, ein Mehrzweckraum, mehrere Themenräume sowie die Gruppenräume mit Sanitärtrakten zur Verfügung. Im Foyer bietet sich zusätzlich Raum zur Begegnung und Bewegung. Die Außenspielflächen der Kita sind inselhaft in die Parklichtungen eingestreut und durch einen Rundweg verbunden. Eine Station dieses Rundweges bildet die bespielbare Dachlandschaft mit direkter Anbindung zum Obergeschoss. 

Variabel gelöst

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Das parkähnliche Grundstück bietet unterschiedliche Orte und Gestaltungen.

Als Beton-Skelett-Konstruktion in L-Form ist der Neubau an der obersten Grundstückgrenze angeordnet, um eine Öffnung in die Tiefe zu ermöglichen. Dabei ist die Konstruktion so angelegt, dass nach einem Umbau die Möglichkeit für weitere künftige Nutzungen des Gebäudes, z.B. als Bürobau oder Seniorenwohnheim, besteht. Hierfür wurde an zentraler Stelle eine optionale Aufzugsunterfahrt in der 1.0 m dicken Bodenplatte integriert. Der Innenausbau in Trockenbauweise ist flexibel umgestaltbar. Die vollflächig verglasten senkrechten Fassadenflächen bestehen aus einer Pfosten-Riegel-Tragstruktur aus Lerchenholz mit Aluminium Deckleisten und bodengleichen Fensterflügeln. Das Gebäude ist barrierefrei erschlossen, das Besucher-WC behindertengerecht ausgeführt. Für die Kindergartenkinder wurde ebenfalls ein WC Kinder-behindertengerecht errichtet. Das Zentrum des L-förmigen Grundrisses bildet ein zweigeschossiges Foyer, das auch für Einführungsfeiern oder Kinder-Theateraufführungen genutzt werden kann. Dank der hohen Qualität der Materialien kann selbst bei einem zukünftigen Nutzungswechsel die Außenhülle vollständig erhalten bleiben.

Energieeffizient geplant 

Durch die konsequent geschlossene und höhenreduzierte Gebäudehülle im Nordosten und gleichzeitige Öffnung des Gebäudes mit Glasfassaden in Richtung Südosten und Südwesten kann der Energieverbrauch in den Übergangszeiten stark reduziert werden. Das gemäß EnEV 2009 mit 25 Prozent Unterschreitung gedämmte Gebäude weist insbesondere aufgrund des begrünten Daches ein hohes Wärmespeichervermögen auf. In den Sommermonaten bietet der außenliegende Sonnenschutz in Kombination mit der intensiven Dachbegrünung und der im Norden und Südwesten angelagerten Erdhügel einen optimalen Schutz vor Überhitzung. Selbst an heißen Sommertagen herrscht dank Wärmedämmung, Dreifachverglasung und der außenliegenden Sonnenschutzanlagen ein sehr angenehmes Innenraumklima. Durch einen einfachen Schutzmechanismus der Kippflügel ist in den Sommermonaten eine gefahrlose Nachlüftung möglich. Im Winter hingegen dienen die Erdmassen als Schutz vor zu großer Auskühlung. Dabei kann nach Bedarf durch die Sonnenschutzsteuerung auch Wärmeenergie passiv gewonnen werden.

Begrünungsaufbau

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Viel Grün umgeben von einem vollständig sanierten Plattenbau-Blockrand.

Während auf den flachen Dachbereichen ein klassischer Begrünungsaufbau ausreichte, mussten auf dem hangartigen Dachbereich Schubsicherungen eingebaut werden, um ein Abrutschen der Begrünung zu verhindern. Basis der begrünten Dachflächen ist die Tragschale aus Beton mit bituminöser Dampfsperre und einer zweilagigen, vollflächig verklebten 240 mm dicken Wärmedämmschicht aus EPS in WLS 040. Hierauf folgt die Dachabdichtung sowie ein Trenn-, Schutz- und Speichervlies mit 300g/m2. Es bildet die Grundlage für die nachfolgende Begrünung mit Substratschicht in 100 mm Dicke sowie eine 50 mm dicken Rasen-Vegetationsschicht.

In den steilen Dachbereichen ordneten die Architekten gekantete Z-Stahlprofile an, die in der Tragschale verschraubt wurden. Zur Vermeidung von Wärmebrücken enden die Profile niveaugleich mit der sie umgebenden Wärmedämmung. An den oberen Schenkeln wurden anschließend gekantete L-Stahlprofile durch die zuvor verlegte Abdichtung hindurch verschraubt. An den langen Schenkeln der L-Profile befestigte man abschließend ein Netzsystem mit Kunststoffschwellen zur Schubsicherung des nachfolgenden Begrünungsaufbaus. Mit Hilfe dieser Konstruktion können alle auftretenden Schubkräfte direkt in die Tragschale abgeleitet werden.

Zur fachgerechten und dauerhaften Abdichtung kam die Premiumdachbahn Rhepanol® hg der Mannheimer FDT FlachdachTechnologie GmbH & Co. KG zum Einsatz.

Bewährt und langlebig

Die hochwertige Kunststoff-Dachabdichtung auf der Basis von Polyisobutylen (PIB) verfügt über eine mittige Glasvlieseinlage. Dank ihrer rohstoffspezifischen Zusammensetzung ist sie in nahezu jeder abdichtungstypischen Anwendung einsetzbar. Rhepanol® Dachbahnen kommen deshalb sowohl bei Sanierungen wie auch bei der erstmaligen Abdichtung zum Einsatz. Mit einer Kälteflexibilität bis minus 60 Grad Celsius vereinfacht sie nicht nur die Verarbeitung deutlich, sondern zeigt sich auch bei ungewöhnlichen Wetterkapriolen äußerst stabil und widerstandsfähig. Im Dachsystem erfüllt sie die geforderte Widerstandsfähigkeit gegen Flugfeuer und strahlende Wärme. Rhepanol® wird in unterschiedlichen Versionen angeboten: Rhepanol® fk mit integriertem Dichtrand, Rhepanol® hfk für die Heißluftverschweißung, Rhepanol® hg für die lose Verlegung unter Auflasten und Begrünungen sowie Rhepanol® hfk-sk mit Selbstklebeschicht.

Für begrünte Dächer

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Die neue Kita wird durch die Dachbegrünung integrativer Bestandteil der durchgrünten Innenhofsituation.

Die auf der Kindertageseinrichtung eingesetzte Premiumdachbahn Rhepanol® hg ist zudem die weltweit einzige Gründachbahn auf Basis PIB – Polyisobutylen. Sie vereinigt die positiven und bewährten Eigenschaften von Rhepanol® mit der notwendigen Wurzel- und Rhizomfestigkeit gemäß des bestandenen FLL-Tests. Alle Bahnennähte werden mittels Heißluftschweißen gefügt, eine zusätzliche Nahtversiegelung ist nicht erforderlich. Darüber hinaus ist die Gründach-Bahn hochfest gegen Perforation. 

Passendes Öko-Profil

Alle Rhepanol® Dachbahnen verfügen über ein hervorragendes ökologisches Profil. Sie sind frei von Weichmachern, Chlor, PVC und halogenen Brandschutzmitteln.  Nach dem Ergebnis einer Ökobilanzierung nach ISO EN 14040-49 durch das unabhängige Institut C.A.U. GmbH, Dreieich, Gesellschaft für Consulting und Analytik im Umweltbereich, gehen weder von den Rohstoffen, noch der Produktion oder der Verarbeitung und langjährigen Nutzung der Rhepanol® Dachbahnen besondere Umweltbelastungen aus. Selbst nach der Nutzungsphase ist sie zu 100 Prozent recycelbar. Darüber hinaus liegt für Rhepanol® eine Umwelt-Produktdeklaration EPD vom renommierten Institut Bauen und Umwelt (IBU), Berlin, vor.

Lebensfreude und Abenteuer

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Durch die großzügige Verglasung der Fassaden bietet der Neubau immer auch den Bezug zum Grün im „Park“, wie einem der Sanitärräume.

Sowohl der Neubau wie auch der großzügige Park sollen von den Kindern als Orte der Lebensfreude und des Abenteuers erlebt werden. Außen- und Innenräume bieten zahlreiche Anreize und Gestaltungsmöglichkeiten, so dass die Kinder Impulse für ihre Neugierde und Material zur Umsetzung ihrer Ideen vorfinden. Dafür wurden die Gruppenräume als Lernwerkstätten mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten wir Theater, Töpferei, Kreativität, Holz, Kinderrestaurant und Bauen ausgestattet. So soll das mitbestimmende und aufbauende Lernen, die Mitverantwortung der Kinder sowie der wertschätzende Umgang mit Anderen gefördert werden. Täglich können sich die Kinder neu entscheiden, in welchem Raum sie sich beschäftigen möchten. Damit geht auch die Umsetzung ihrer Kontakt- und Bindungswünsche zu anderen Kindern und Erwachsenen einher.  

Innerstädtisch eingebunden

Mit dem Ersatzneubau der Kindertageseinrichtung in der Dresdener Innenstadt konnte nicht nur ein attraktives Raumangebot umgesetzt werden, sondern das Gebäude auch harmonisch in das parkähnliche Grundstück integriert werden. Zudem stellt der rund 4,5 Mio Euro teure Neubau zusätzliche Kita-Plätze bereit. In ihrer Gebäudekonzeption ist es den planenden Architekten gelungen, eine moderne, kindgerechte Kindertageseinrichtung zu realisieren, die geradezu ideal in die innerstädtische Lage des ungewöhnlichen Grundstückes eingebunden wird.